Jedenfalls schlug ich Vorderrad voraus in der Beifahrertür des blauen Autos ein.


Die Brems-anlage hat vor dem Einschlag noch ein Gutteil der Energie von Maschine

abgebaut.

Der Rest reichte aber, den Telelever zu brechen, damit das Vorderrad abzureissen und gegen den Kühler zu hämmern. Das Kühlwasser wurde so aus seinem

Gefängnis befreit und verteilte sich auf der Strasse.

Was die umstehenden Zeugen auslaufendes Benzin vermuten liess. Der Tank hat allerdings dicht gehalten.

Sogar die ollen Tank-Schnellverschlüsse haben gehalten, was für BMWs dieses Baualters offenbar sehr selten ist. Jedenfalls gehen die Dinger schon vom einfachen Fahren immer kaputt.

Nunja, beim Aufprall ging dann noch etwas mehr kaputt.

Da, wo das Rad den Seitenschweller des Autos erwischt hat, wurde es mächtig kaltverformt. Nicht gebrochen, immerhin.

Was ein gutes Stichwort ist.

Sowohl die eine Krankenschwester im Behring, wohin der Notarzt mich verfrachtet hatte, als auch der Stationsarzt konnten nach Anblick des Wracks kaum glauben, dass ich nicht auf der Intensiv lag.

Tatsächlich war keiner meiner Knochen gebrochen, ich hatte keine inneren Blutungen, nur da wo ich die Tankverkleidung in die Leiste und gegen den Oberschenkel bekommen habe, gabs durchaus schmerzhafte Prellungen, die mich einige Tage sehr eingeschränkt haben.


Glück gehabt.

Im Gegensatz zu meinem letzten fiesen Crash war diesmal nicht ein Auto um mich rum und hat mich geschützt.

Geschützt hat mich nur die Kombi (Cordura, Protektoren), die Tankverkleidung (Kuststoff, verformbar), die guten Bremsen in Verbindung mit meiner offenbar guten Reaktionszeit und vielleicht ein Schutzengel.


Glück gehabt.

Denn das hätte alles böse ins Auge gehen können.

Wenn ich etwas schneller gewesen wäre …

Wenn ich nicht im dritten sondern zweiten Gang beschleunigt hätte, ich wäre schneller gewesen.

Glück gehabt.


Motorrad fahren sehr gefährlich, gefährlicher als im Auto unterwegs zu sein. Grad bei der Crashsicherheit haben Autos in den letzten 30 Jahren unheimlich viel gewonnen - und deswegen sind selbst Kleinwagen heute grüsser als Mittel- oder Oberklasselimousinen der 70er oder 80er.

Motorräder können naturgemäss solche passive Crashsicherheit nicht bieten.

Glück gehabt.


Aber hat man immer wieder Glück oder ermüden Schutzengel irgendwann?

Glück gehabt.


Ich habe jedenfalls laaaaange nachdenken müssen, ob ich mir das mit dem Einspurfahrzeug eventuell aus dem Kopf schlagen sollte.


Aktuelle Entscheidung: ich fahre auch weiter Motorrad.

Aktuell erstmal eine SYM GTS 300i.

Ein Vernunftmotorrad - sofern es sowas gibt - nicht besonders begeisternd, aber für den Verkehr in Berlin perfekt: flott, autobahntauglich (für die Tour von zuhause zu Mami ist die Stadtautobahn einfach der beste Pfad), sparsam und der Vorteil aller Zweiräder ist voll gegeben: man kann da parken, wo man hinwill, und muss nicht ewig Parkplätze suchen.


Und ich fürchte, ich werde nächstes Jahr auch wieder was feurigeres kaufen.

Nur eine BMW wird es garantiert nie, nie, nie, nie wieder.

Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.