Ich lese grad, dass in Berlin ein Haus besetzt wurde. Es gab eine Zeit in den 80ern, wo das auf keine Titelseite gesetzt worden wäre, denn es war quasi an der Tagesordnung.

Und damals war das ein Aktivismus, der hervorragend begründet war, denn Berlin (West) hatte sowohl eklatanten Mangel an Wohnraum als auch massiven Leerstand-wegen-Spekulation. Viele der leer stehenden Häuser waren absichtlich dem Verfall preisgegeben, weil nur so die begehrte Genehmigung zum Abriss und so die mit dem Abriss damals übliche Wertsteigerung der Grundstücke zu erlangen war.

Daran fühle ich mich heute erinnert, wenn ich vermummt posierende Hausbesetzer sehe.

Normalerweise reagiere ich auf Vermummung eher ablehnend, aber in diesem Fall sit das wohl leicht zu erklären: immerhin begehen die Leute da eine oder mehrere Straftaten (Einbruch oder Hausfriedensbruch kommen in den Sinn), und wollen deswegen nicht verfolgt werden. Kann ich verstehen.

Ich hoffe, die Journalisten vom Tagesspiegel gehen der Sache mal nach und informieren mich und uns darüber, welche vollständig legalen Lösungen die hier dargestellten Aktivisten in den letzten 6 Monaten ausprobiert und angestrebt haben.

Denn das Ziel, eine selbstverwaltete Notübernachtung für bei uns Schutz suchende Menschen zu schaffen, kann man ja auch komplett ohne Hausbesetzung erreichen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es Menschen gibt, die sowohl über Immobilienressourcen als auch über Herz verfügen und die einer Gruppe, die die Organisation übernimmt, daher eine Immobilie bereistellen würden.

Kann aber sein, dass ich mich da irre und dass Immobilienbesitz nur mit Herzlosigkeit kombiniert daherkommt. Oder gleich kombiniert mit der Gier, die sich in der Flüchtlingssupportindustrie schon bemerkbar macht: kommerzielle Betreiber von Flüchtlingsunterkünften halten ja durchaus die Hand auf, auf dass die öffentliche solche Geld hineinlege. Und das ist so widerlich, dass ich gar nicht daran denken mag.

Aber nochmal zu den Besetzern. Mich interessiert wirklich, welche anderen Möglichkeiten sie erwogen und probiert haben, ihre ganz persönliche Hilfe für Flüchtlinge zu erbringen.

Und bei der Frage beschleicht mich eine dunkle Ahnung: kann es sein, dass es zumindest einigen der Besetzer im Grunde nur um den Akt der Besetzung, seine Illegalität und den Thrill aus dieser geht? Die grauenhafte Tatsache, dass es auf unserem Planete in dieser Zeit überhaupt noch Lebensumstände gibt, die Menschen in eine lebensgefährliche Flucht ins Ungewisse treiben und die daraus resultierenden erschütternden Schicksale wären dann… … nur ein willkommener Vorwand, aber im Grunde nicht von Interesse.

Sollten unter den Besetzern solche Leute sein, dann muss ich sagen: das ist an Widerlichkeit noch eine Nummer schlimmer als das Handaufhalten von Immobilienbesitzern, die ihre Häuser für happige Preise an Kommunen vermieten, die Flüchtlinge unterbringen müssen.

Die wirklich für die Flüchtlinge engagierten Aktivisten, die es ja zuhauf gibt,

BTW: DANKE DAFÜR!

tun imho. gut daran, sich von denen zu distanzieren, die nur Selbstdarstellung betreiben. Und ganz besonders von den Thrill-Seekers, die nur nach der Gewalt suchen, wie sie z.B. im Akt einer Hausbesetzung liegt. Solches Volk schadet jeder guten Initiative, indem es sie von innen heraus verätzt, korrumpiert und letztlich zerstört. Um dann zum nächsten „guten Zweck“ weiterzuziehen.


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Politik