Die Graugänse sind da

Ich bin ja Landkind und wenn das Wetter solche Kapriolen schlägt wie im Moment - sorry, Leute, 12 Grad Mitte Januar sind m.E. eine Kapriole - dann mache ich mir irgendwie immer Sorgen: wenn der Winterweizen die Temperaturen mitkriegt, auskeimt und dann im Februar nochmal kapputfriert - dann kostet schon im Spätsommer die Schrippe 5 Cent mehr.. Obwohl: die Preise für Mehl und Brot sind seit vielen Jahren erstaunlich konstant. Offenbar gewinnt die Landwirtschaft jedes Jahr so an Produktivität, dass sie die Verluste beim Preis über die Menge gut wettmachen kann.

Das, oder die Landwirte baden die „Geiz ist geil“ Mentalität von uns Verbrauchern aus - „uns“ denn ich bin auch so eine dumme Sau, die nicht nur Bio-Produkte aus persönlich kontrollierten Produktionsketten kauft. Nee, ick koof meene Schrippen im Supermarkt: 15 Cent das Stück; der olle Bäcka will glatt 25 Cent haben.

Naja, alles ist gut: ich habe auf der Motorrad-Tour heute einige Schwärme Gänse gesehen, die zurückkehren in die Sommerquartiere. Im Oderbruch und drumherum steht zwar immer noch mächtig Wasser auf den Feldern. Das kann ok sein: nach dem kalten Dezember kann de Boden ja sehr tief gefroren sein und so eine Eisschicht ist wasserdicht. Also auch keine Sorgen machen: das ist bestimmt nur das Eis, nicht die Bodenverdichtung durch die Grossmaschinen, mit denen wir in der EU uns die Äcker ruinieren. Tja, Opfer müssen gebracht werden, „Produktivität“ heute ist eben wichtiger als Nachhaltigkeit. So ist die Welt der „Marktwirtschaft“.

Jedenfalls habe ich Gänse gesehen. Mitten im Januar - nicht März.

Schon irgendwie irre, wie einige Tiere das Wetter vorhersagen können: Zugvögel oder auch Marienkäfer, die sich im Herbst ein Winterquartier suchen müssen: tiefeingebuddelt, wenn der Winter sehr hart wird, weniger tief, damit man leichter und schneller wieder rauskommt.

Wie machen die das? Wie findet ein kleiner Käfer heraus, was ein grosser Supercomputer gefüttert von vielen klugen Meteorologen- und Informatikerhirnen nicht näherungsweise leisten kann. Solche Gedanken machen irgendwie demütig.

So ein Käfer weiss mehr als ich. Die Leitgans weiss, dass das Wetter in den nächsten Wochen warm genug wird, dass der Schwarm überleben wird, wo ich nochmal mit strengem Frost gerechnet hätte.

Das war ein spannender Tag, die Tour war kalt, eiskalt und wunderschön. Und es hat mir wieder klar gemacht: auf solche wundervollen Momente werde ich dieses Jahr nur aus verdammt guten Gründen verzichten, nicht für so Larifarizeugs wie in ´10. An sich kann mich davon nur noch die richtige Frau abbringen, glaube ich. Falls sie diesen rauschartigen Spass nicht einfach teilen will.


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