Die Geduldsprobe

Eigentlich sind wir doch Piraten ein schlaues Volk.
Es gibt in Deutschland eine Reihe kleiner Parteien. Darunter sind einige, die echte Aspirationen auf eine Parlamentsbeteiligung haben dürfen und eine ganze Reihe, die es wohl niemals über die 5% schaffen wird. Die Piratenpartei hat sich noch nicht endgültig festgelegt, in welche dieser Gruppen sie sich einordnen will.
Es gibt einige bei den Piraten, die wollen im Herzen eine ausserparlamentarische Opposition bilden, sonst gar nichts.
Andere wollen in die Parlamente. Plural. Gemeinden, Länder, Bundestag und Europaparlament sind alle auf der Liste der zu erobernden Bastionen.

Im Gegensatz zu den Parteien, die es wohl nie schaffen werden, die 5% zu erklettern, trainieren die PIRATEN von Anfang an alle politischen Tugenden. Vor allem Geduld.

Andere junge Parteien, die erst 3 Jahre alt sind, würden sich jedenfalls erst einmal so aufstellen, dass sich im Prinzip alle lieb haben. Konsens allerorten. Und wenn schon diskutieren, dann darüber, ob man lieber Wischi oder lieber Waschi sein sollte.

Nicht so die echten Kerle und echten Frauen bei den Piraten. Die wählen sich in ihren Bundesvorstand Leute, die alles sind, nur nicht wischiwaschi.
Sondern eine echte Geduldsprobe.

Denn nur, wenn man immer wieder trainiert, den Brechreiz zu unterdrücken, kann man das irgendwann.
Bem Autor ist es beim lesen von Stefan/Aaron Königs jüngster Attacke auf die Piraten nicht mehr gelungen.

Danke, Aaron, dafür!
Ich weiss jetzt wieder, warum Du im Vorstand der Piratenpartei Deutschland bist und warum wir Leute wie Dich im Landesverband Berlin brauchen: wenn ich gelernt haben werde, auch solchen quadrierten Unsinn zu ertragen, ohne kotzen zu müssen und ohne nach Ethanol zu verlangen, dann denke ich bin ich reif, auch auf täglicher Basis in einem deutschen Parlament die dort herumlaufenden Polit-Pappnasen und ihren Kometenschweif aus Lobbyisten zu ertragen.

Danke Aaron, auch Du hilfst mir, mich fit zu machen für einen Posten als Abgeordneter.

Und so betrachtet ist unser Bundesvorstand gar nicht schlecht ausgesucht (Dank an die Piraten, die den damals gewählt haben, ich war noch nicht dabei).
Da ist Nicole, die mit einem völlig unglaublichen Einsatz während des 09er Wahlkampfes ein Vorbild abgeliefert hat, das man in der politischen Landschaft Deutschlands selten und bei uns politikfernen Schichten fast gar nicht findet.
Von der anderen Seite her motiviert aber auch die - äh - vornehme Zurückhaltung des Bundesvorsitzenden, der aus meiner Sicht so selten auftaucht, er könnte auch nonexistent sein, ebenfalls viele Piraten. Wenn da an der Parteispitze nichts getan wird, dann müssen wir eben selber ran.

Und oben drauf dann ein zunächst so sympathisch wirkender junger Mann, der aber dann offenbar nicht für fuffzich Pfennige Verstand hat. Oder wenn doch, dann so verdammt gut getarnt.
Die Grundthese der Piraten, dass jeder Mensch lernfähig ist, will dieses Mitglied des BuVo offenbar mit Gewalt widerlegen und haut eine Provokation nach der anderen auf seinem Blog heraus.
Komplett beratungsresistent.

Und wenn man denkt, der Quatsch den er absondert, ist nicht mehr steigerungsfähig, dann beweist er auch das Gegenteil: jetzt ruft er auch noch zu einer Straftat auf. Aaron/Stefan König, meinst Du, dass die zeitliche Nähe der Vorstandsneuwahl („ach was, lasst ihn doch, der wird einfach nicht wiedergewählt“) oder die aktuell drängenden Probleme an anderen Fronten („die armen Schweine in NRW müssen grad schon wieder wahlkämpfen; stellt Euch vor: plakatieren bei dem Wetter - brr“) Dich irgendwie schützen können?
Ich denke: nein, das Parteiausschlussverfahren ist fällig. Zu Straftaten aufrufen darf kein Pirat in seinem privaten Blog, schon gar nicht ein Mitglied des Bundesvorstandes.

Nachtrag 12-Feb-2010

Ha! Da habe ich das Wespennest wohl wieder voll erwischt.
Gehe ich mit der Anregung eines Parteiausschlussverfahrens zu weit?
So langsam dämmert mir: ja, dieser Ansatz war zu radikal gedacht. Es kann andere Mittel geben.
Aber ich bleibe dabei: so sehr ich jedem Piraten eine Privatmeinung zugestehe und auch das Recht, diese zu äussern, so sehr tendiere ich doch dazu, ein Vorstandsmitglied mit einem leicht anderen Massstab zu messen.
Der Grund ist, dass die Piraten sich im Wahlkampf 2009 ausdrücklich für einen Themenwahlkampf entschieden haben. Das verpflichtet alle Piraten auf eine Geschlossenheit in der Darstellung, denn eine Themenpartei mit vielen Zungen ist unglaubwürdig.

Also sind speziell die gewählten Repräsentanten der Partei dazu aufgefordert, die Privatmeinung ggf. hinter dem Berg zu halten.


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Politik

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