Was alle schon wussten

sofern sie nicht in der hohen Kunst des Ignorierens von Tatsachen - einer Grundqualifikation für Politiker in Altparteien, wie es scheint - geübt sind, wird jetzt auch für das Wahlvolk unübersehbar.
Jedenfalls bei unseren Nachbarn im Süden.
Bei Zensursula ging es niemals um den Schutz von Kindern, es ging immer nur um Zensur.
Wir lesen heute bei heise, wie die Rechteverwerter jetzt aus der Deckung brechen und sich nicht mehr hinter „Kinderpornographie“ verschanzen.

Puh. Das ist gut - für die Piraten.

Denn Jugendschutz ist ein heikles Thema, man kann eigentlich nur alles falsch machen.
Kinder und Jugendliche müssen m.E. geschützt werden, sie sind als Personen und Persönlichkeiten einfach noch nicht so weit, dass sie die Verantwortung für ihr Tun alleine schultern können.

Biologisch werden wir Menschen mit ca. 13 bis 15 Jahren „erwachsen“.
In dieser Zeit werden junge Menschen bekanntlich überheblich, neigen sehr stark zur Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, halten sich allgemein für besser als ihre Eltern und ihr Verhalten wird eklig.
Kurz: das ist die Zeit, wo die Eltern-Kind-Bindung programmiert aufgebrochen wird - oder besser wurde.
Denn im Gegensatz zum Altertum oder Mittelalter, wo dies in der Tat die Zeit im Leben des jungen Menschen war, da er auf eigenen Füssen stehen lernte, ist in unserer Zeit und Kultur die Pubertät in eine Art moralische Prüfung umgedeutet: Eltern wie Kinder müssen damit klarkommen, müssen als Familie zusammenhalten.
Mit all den grässlichen Folgen für die Gesellschaft, die sich daraus herleiten.
Da gibt es die Beispiele, wo die pubertäre Selbstüberschätzung nie abgelegt wird, weil die heilsamen Schocks, die ein Leben auf eigenen Füssen sehr schnell liefert, von der Familie abgefangen werden (und so den jungen Menschen nicht auf das nötige Mass zurückstutzen können).
Häufiger allerdings ist der Hotel-Mama-Effekt zu beobachten, die Unfähigkeit, auf eigenen Füssen zu stehen.
Interessanterweise sehe ich das in meinem Umfeld bei Frauen seltener als bei Männern.

Der „verantwortlich sind immer andere“-Effekt speist sich möglicherweise auch aus dieser Quelle: niemals erwachsen werdende „Erwachsene“, die wie die Hauskatze, die nie das Jagen - dafür umso besser das bettelnde Mauzen - gelernt hat, nur in Abhängigkeit leben können, die keine Verantwortung tragen können.
Wenn solche Schiessbudenfiguren dann Machtpositionen einnehmen - sei es als Politiker, sei es als CEO oder dergleichen - dann muss man nicht mehr grübeln, warum es mit der deutschen Grossindustrie so grauenhaft aussieht wie es eben ist.

Jungend muss davor geschützt werden, das ist klar.

Aber die schwierigste Lektion, die alle Eltern lernen müssen, hat unsere Politik noch nicht erreicht: man kann Kinder nicht dadurch schützen, dass man sie in Watte packt, dass man sie in einen Käfig sperrt.
Klar, wer immer im Käfig sitzt, wird nie vom Rad fallen und sich die Knie blutig schlagen. Aber er wird eben auch nie gross, nie stark, nie erwachsen werden.
Eltern wie die Gesellschaft müssen die katastrophalen Fehler, die Kinder machen können, verhindern.
Das sind die Fehler, die ein Kind umbringen, körperlich oder emotional.
Und auch die Taten, die Kindern angetan werden, und die gleiche Wirkung haben.

Misbrauch von Kindern ist so eine Tat: sie bringt das Kind idR. emotional um, macht es für immer kaputt.
Diese Täter gehören in den Knast, gehören in einen Käfig gesperrt, sodass sie die Tat nicht wiederholen können. Ob das ein physischer Käfig (Gefängnis) oder eine Fussfessel oder ein Internet-Pranger sein muss, muss hier nicht thematisiert werden, denn das ist von Fall zu Fall verschieden: Pranger ist immer Kack, andere Varianten individuell zu entscheiden.

Schutz von Kindern vor Misbrauch ist eine gesellschaftliche Aufgabe, sie ist unterstützendswert.
Aber dieser Zweck heiligt nicht alle Mittel.

Eine Kampagne „um die Tötung oder Verletzung von Kindern im Strassenverkehr zu verhindern, werden jetzt alle Strassenbäume signalgelb angemalt“ traut sich kein Politiker vom Zaun zu brechen.
Weil das Wahlvolk schnell erkennen könnte, dass so eine Massnahme völlig hirnlos wäre. Null Wirkung im angestrebten Sinn (eher noch mehr überfahrene Kinder, weil die gelben Schulanfängermützen nicht mehr so auffielen) und nach zwei Jahren massenhaft tote Bäume, deren herunterfallende Äste dann Radfahrer erschlügen.
Wer davor warnte, wäre nicht so leicht als böser Kinderschänderunterstützer, der sich ja nur gegen die gelben Bäume wehrt, weil er selber ein ganz böser Mensch ist, darzustellen.

Wer sich aber gegen eine universelle Zensurinfrastruktur stellt, die genausoviele Kinder vor Misbrauch bewahrt wie die gelben Bäume vor dem Überfahren werden, der ist dagegen schnell in der Ecke „Kinderschänder“ und damit auf der selben moralischen Stufe wie Investmentbanker.

Danke daher an die Rechteverwerter in Österreich, die jetzt (wieder einmal) gezeigt haben, dass es eben niemals um den Schutz von Kindern ging.


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Politik