Geld und Krise

Am anderen Ende der Welt - naja, nicht ganz, nur 6 Zeitzonen von der Heimat entfernt - lese ich in der Straits Times (einer Zeitung aus Singapur) über die Euro-Krise, die Freigabe von noch mehr Geld durch den Bundestag und auch einen Kommentar von Gordon Brown, dem Ex-Premier des Inselkönigreiches, dessen Volkswirtschaft nach meinen Kenntnissen mehr vom Finanzsektor abhängt als jede andere in der EU.

Auch lese ich den Ausspruch eines CDU-Mannes, der gegen eine Ausweitung der deutschen Verschuldung gesprochen hat, sinngemäss „wir borgen hier Geld von unseren Kindern“. Was irgendwie nicht wahr ist.

Wahr ist wohl, dass jede Staatsverschuldung immer irgendwie zu Lasten der Folgegeneration geht: Schulden sind heute ausgegebenes aber in der Zukunft erarbeitetes Geld. Aber ich habe den Eindruck, dass hier einige Politiker zu verdrängen suchen, dass sie selbst über Jahrzehnte (Frau Dr. Merkel ist immerhin über 10 Jahre als Kanzlerin im Amt) von unseren Enkeln die Notgroschen verpfändet haben um...

... ja, um was eigentlich zu tun? Ich habe schon öfter über Leistung fabuliert und im Grunde anerkenne ich, dass Banken eine Leistung erbringen. Sie bringen Marktteilnehmer zusammen: solche die sparen und solche die borgen wollen, und sie tragen ein Risiko: fällt ein Schuldner aus, dann ist das Geld der Bank futsch, denn dem Sparer muss sie ja immer noch die Einlage zurückzahlen.

Aber immer mehr kommt mir die Sachlange gegenüber diesem Bild stark verschoben vor. Auch bei Brown klingt an, dass die Banken mit ihrer „Hebelwirkung“ vor allem massives Drohpotential aufgebaut haben und jetzt der Politik die geladene und entsicherte Bankrottdrohung an die Schläfe halten. Geld her oder Du hast ein Problem.

Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Aus Filmszenen. Diese spielen aber idR. in dunklen Gassen in einer amerkianischen Grossstadt. Und Paul Hogan hat in Crocodile Dundee „Mick! Er hat ein Messer - Nein, DAS ist ein Messer“ dieser Art Szene eines der schönsten Denkmäler gesetzt, die man sich vorstellen kann.

Seit mindestens 3 Jahren erahne ich dieses Spiel - die Banken wollen eine Gewinngarantie und pressen sie aus der Politik heraus. Als damals - ich war noch ein Kleinkeks, der sich kaum für Politik interessierte - die Lunfthansa „Landshut“ in den Jemen entführt wurde, stand der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt vor einer seiner wohl schwersten Entscheidungen: zahlen oder die Maschine stürmen lassen. Er entschied sich dafür, den Terroristen keinen Finger breit Raum zu bieten, keinen Präzedenzfall zu schaffen. Die Rationale „gibt man Erpressern einmal nach - man zahlt immer wieder und wieder und wieder“. Daher gab er nicht nach, die Maschine wurde gestürmt.

Gibt man Erpressern einmal nach, die kommen wieder und wieder und wieder. Klingt plausibel. Und ist auch seit Lehman irgendwie nachgewiesen. Mehrfach.


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Politik