Ich fühl mich wie im falschen Film

und es ist ein guter.
Die Piraten sind - wieder mal? - beim Neustart.
Personell, grad bei der internen IT, politisch (nach aussen vielleicht nicht so sichtbar, aber es gibt einen neuen Aufbruch) und es gibt inzwischen etwas, das ich laaaange vermisst habe: neue Mitglieder, die sich einbringen.

das schlimme ist, dass sich das irgendwie als "ich bin im falschen Film" anfühlt, wo ich grad mal auf dem Treffen der Servicegruppe IT sitze.

Die Rettung

Immerhin kommt auf dem Treffen grad die Rettung.
Die Piratenpartei betreibt ein Forum.
Ganz im Geiste der Partei ist das offen und für jede Person zugänglich.

Vorgänger gab es diverse, und wie das aktuelle Discourse-basierte Werkzeug leidet es unter dem üblichen Troll-Problem.
Und Flame-Wars.

Das alles kennen wir doch?

Als bekennender Alter Sack kenne ich ja noch das Usenet.
Also Usenet wie es vor der kommerziellen Verbreitung von IP existierte.

Aus dem Usenet der 90er Jahre ist das Troll-Problem bekannt.
Und das Problem der Flame-Wars ist bekannt.

Beide Probleme sind verwand, Cousin zweiten Grades würde ich sagen.
Was auch bedeutet: es ist nicht dasselbe, auch wenn es immer wieder gemeinsam diskutiert wird - und von Laien gern verwechselt.
Und da der Term "Laie" heutzutage auch fast alle Journalisten einschliesst, die im Technik-Umfeld unterwegs sind, dann eben auch in der öffentlichen Diskussion.

Aber von vorn.
Alle - aber auch wirklich alle - der diversen Werkzeuge zur "Diskussion online" (so will ihc das hier mal nennen) leiden unter beiden Problemen (Troll und Flame-War).
Die einzigen Internet-Foren, die nicht massiv darunter leiden, sind die pur technischen Foren, wo über Programmierung, CNC-Maschinen oder Velo-Technik gesprochen wird.
Aber sobald es auch nur an Politik grenzt, wirds immer eklig.
Es gleitet immer ab, mal schneller, mal langsamer, aber soweit ich das beurteilen kann: immer.

Sehr spannend ist da z.B. die Entwicklung des Liquid Feedback.
Die Entwickler dieser Software waren sehr bemüht, ein Werkzeug zu schaffen, das nur konstruktive Mitwirkung erlaubt.
Also nicht nur fördert sondern tatsächlich technisch eine destruktive Teilnahme am Diskurs verhindert.
Und das hat nicht so richtig geklappt.

Dass Liquid sich bei den Piraten nicht verbreiten konnte lag allerdings an anderen Problemen, imho im wesentlichen an dem extremen Ungeschick einer bis zwei Personen die sich für das Liquid stark gemacht hatten.
Aber ich schweife ab.

Selbst Liquid Feedback, das daruf angelegt war, nur konstruktive Teilnahme zuzulassen, litt unter dem Problem, dass * konstruktives Mitwirken immer aufwändig, * destruktives Bashen ausgesprochen unaufwändig ist.
Aufwand ist hier das Produkt aus eingesetzter Zeit und Denkanstrengung.

Und bei all den anderen Werkzeugen sehen wir dasselbe Problem.
In der öffentlichen Sphäre haben das z.B. die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage bei ihren Internet-Auftritten schenll gemerkt, dass die unter jedem Artikel angebotenen Diskussionsforen zwar irgendwie super-hip und modern und wasweisich - aber es zieht Trolle an.

Also doch der richtige Film

An sich fühlt sich die Piraten-Arbeit aktuell wieder sehr gut an.
Im Vergleich zu den letzten Jahren sowieso und durchaus nicht auf 2010er Niveau, aber doch sehr gut.

Andererseits haben wir immer noch das Problem, dass auch bei uns immer wieder das Hate-Speech Problem auftritt.
Und wie immer in den Internet-basierten Tools aber nie wenn Menschen sich corporal begegnen, z.B. auf Parteitagen.

an sich alles wie immer: * Tool-Diskussion (wenn auch noch irgendwie zu wenig heftig, fast seicht) * Trollprobleme (jetzt neu mit Aggro-Ex-Piraten) * konstruktives Wirken auf allen Ebenen, die aussen keiner sieht * massive Fortschritte politisch in den Bereichen, die im Wahlvolk keine Sau interessiert: Einfluss der IT auf unser Leben und Sterben, Datenschutz, Privatsphäre. Interesse in der Öffentlichkeit: Nullkommagarnix. Und das ist noch geprahlt.

Also: klar der richtige Film, alles normal.


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Politik

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