Update 20-Feb-2010: Huchnein!

Man mag es kaum glauben, aber die etablierte Politik merkt doch noch was.
Bin gespannt, wann dieselbe Sau das nächste Mal durch das Bundesdorf getrieben wird.

Altersfreigaben im Web

Und daher finden sich gerade bei uns in Deutschland schnell wieder Beispiele für die goldene Regel, dass gut gemeint das genaue Gegenteil von gut gemacht ist. Konsequent logisch wird ein irgendwie mittelmässig funktionierendes und sicherlich auch sinnvolles System, das dem Schutz von Kindern vor für sie schädlichen Einflüssen dient, auf dieses neumodische Internt-Zeuchs angewendet. Erforderlich ist das natürlich allemal. Wenn die heldenhafte damals Familien- heute Arbeitsministerin schon schändlich vom fiesen Koalitionspartner und dem bösen Bundespräsidenten zurückgepfiffen wurde, dann müssen doch wenigstens die armen Kinder vor dem GBI geschützt werden.

Nichts leichter als das, schliesslich haben wir mit USK, FSM, FSK und - ganz amtlich - BPjM ein fein ausgedachtes System von privaten, halbstaatlichen und staatlichen hauptamtlichen Jugendschützern.
Die um ihre Existenz kämpfenden Verbraucherzentralen - nirgends spart es sich so schön wie beim Verbraucherschutz, denn da hat jeder gesparte Euro volkswirtschaftlich mindestens 1000 Euro Folgekosten. Das sind Hebel, von denen Banken nur träumen können - nehmen Stellung in der Debatte.
Wohl ein Versuch, Existenzberechtigung für den Verbraucherschutz herzustellen.
Einer, der als gescheitert angesehen werden darf: ich will gar nicht fragen, ob der Jugendschutz formal in die Hände der Verbraucherschützer gehört.
Aber er gehört definitiv nicht in die Hände von Internetausdruckern, die eine Alterskennzeichnung für Webseiten für ein geeignetes Mittel zum Schutz der Jungend halten.

Noch drolliger ist natürlich die Sendezeitbegrenzung für Webseiten, die ja auch mal wieder ins Spiel gebracht wird.
In der Tat fände ich das cool.
Achtung: Sie lesen das Blog ausserhalb der für Sie vorgesehenen Sendezeit, surfen Sie sofort weg!
Oder reisen sie in eine andere Zeitzone.

Aber so sinnlos das alles auch erscheinen mag, es könnte auch Methode haben.
Ist derlei Unfug erst einmal im Umlauf, dann wird man schnell merken, dass ohne genaue Kontrolle das alles gar keinen Sinn hat. Wir haben ja schon gerlernt, dass Englisch die Arbeitssprache wird.

Oh Grusel, dann können ja womöglich schon Kinder und Jugendliche bald all den nicht-jugendschützend-gekennzeichneten Dreck von ausländischen Webseiten lesen. Oh hauahauaha, das geht ja gar nicht.

Also: erstmal alles kennzeichnen, dann sauber alles filtern.

Dann haben wir schon bald ein sauberes Internet. Dann muss man sich auch bei den Presseleuten nicht mehr auf Demut vor der Macht verlassen, das bekommt man dann direkter in den Griff.

[UPDATE 22-APR-2010]

Immerhin sind die Piraten nicht die einzigen, die Zweifel haben am neuen Jugendmedienschutz.
Wir lesen heute auf heise.de, dass sich in der Hauptstadt Widerstand regt.
Das heisst für die Piraten in Berlin, dass wir beim Wahlkampf `11 gegen den Wind ankreuzen werden müssen.

Die goldenen Zeiten sind wohl vorbei, es kommen die eisernen.
Warum auch nicht; zum kämpfen sind wir angetreten, kämpfen werden wir.


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