zusammengerollte Katze auf Balkonstuhl

Zur Aufmunterung: Katze

Katzen sind irgendwie cool.
Nicht nur, dass das Grundkonzept „Katze“ so problemlos vom Stubentiger bis zum Löwen skaliert, die sind auch noch effizient.
Und niedlich. Zum Knuddeln.

Die langen Gesichter in Berlin gestern Abend nach und während der Bundesvorstandssitzung standen nicht für Effizienz.
So richtig nach Knuddeln war da keinem zumute.

Irgendwie kann ich alle Positionen verstehen, die im Liquid-Feedback-Setback (ein Desaster war das gestern nicht, nur ein Rückschlag), dann kulminiert sind.

Interessant ist vor allem, dass keine Seite einsehen will, dass sie im Unrecht ist.
Sie sind es BEIDE!

Das Problem ist, dass beide Seiten immer wieder zu Ent-Sachlichung der Diskussion beitragen, diese sogar erzwingen.

Ich frage mich, ob das nicht genau das ist, was wir anderen Parteien immer vorwerfen.
Da wird auf einer Position herumgeritten, auch wenn diese längst unhaltbar, veraltet oder von Anfang an saublöd war.

Bei den Piraten erlebe ich derlei gerade hautnah.
Kann es sein, dass das immer so sein muss, wenn Menschen in Gruppen aufeinandertreffen?
Kann es sein, dass Gruppendruck oder sowas den Verstand immer auflöst und dieser erst wieder kristallisiert, wenn die Menschen allein oder in kleinen Gruppen zusammen sind?
Obwohl: die kleinste Gruppe ist das Paar, und da geht‘s auch nicht immer sachlich zu Sache.

Sind wir Piraten vielleicht einfach „blödsinnig normal“ wie es Manfred Lütz so schön darstellt, gleich zu Anfang seines sehr interessanten und lesenswerten Textes?

Das Phänomen der Sinus-Milieus von blödsinnig Normalen jedenfalls scheint mir auf die Piraten zu passen.
Die einzelnen LV sind Näherungen an solche Milieus (wenn auch lange nicht so geschlossen, wie echte Sinus-Milieus).
Oder sind da ganz andere Effekte wirksam?
Sind wir einfach insgesamt zu jung?
Ich will mich da gar nicht ausnehmen: ich bin zwar Mitte 40, aber bisher eben nur als Ingenieur aktiv.
Und bei Softwareprojektengrossprojekten oder Frickelei an den Einzelbits in einem Mikrocontroller (Hmm. Meine Spezialitäten liegen an den beiden Rändern der Informatik-Ingenieurswissenschaft, merke ich grad) spielen persönliche Animositäten, sexuelle und soziale Attraktivität der Handelnden und überhaupt Gruppendynamiken eine sehr untergeordnete Rolle.
Und da, wo sie eine Rolle spielen, hilft die Hierarchie.

Wohl daraus leitet sich bei einigen Piraten der unseelige Wunsch nach Hierarchien her. Einen Chef zu verachten (und dennoch zu gehorchen), das kann eigenes Fehlverhalten erträglicher machen.

Spannend zu unserer Aussenwirkung ist dieser Forenpost auf heise hier: der Autor erwartet von den Piraten, dass sie das Patentrezept fertig haben, das die BüSo im Bundestagswahlkampf auf ihren Plakaten versprochen hat.
Was Quatsch ist, die Piraten gibt es in der aktuellen Form erst ein Jahr, da kann nicht alles fertig sein.
Gottlob sehen das auch heise-Foren-Teilnehmer wenigstens teilweise ähnlich.

Den Knackpunkt aber legt der hier auf den Tisch.
Für die Wahlen im nächsten Jahr müssen wir schon jetzt anfangen, auf die Kürze des Wählergedächtnisses zu hoffen.

Bäh!
Im Moment sehe ich keine echte Variante, wie das noch zu drehen wäre.
Natürlich sind wir aktuell mehr Bürgerbewegung als Partei.
Das kann gut sein, wir können diese Karte spielen im Wahlkampf, aber dann müssen wir das als Partei wollen.
Und dazu ist es erforderlich, dass wir nicht mehr auf der dritten Metaebene darüber diskutieren, mit welchem Verfahren wir eventuell zu einem Verfahren für die Festlegung einer Tagesordnung eines eventuell zielführenden Parteitags kommen könnten.

Ich will in Berlin nächstes Jahr gewählt werden: Piraten ins Abgeordnetenhaus!
Dazu ist es erforderlich, dass die Piraten, die früher dran sind, die Vorarbeit leisten und die Grundstimmung herstellen.
Und zwar durch achtbare Erfolge: schon die 3%-Hürde wäre ein Riesentreffer, denn ab da sind wir auf der politischen Karte der Presse: nicht mehr unter sonstige sondern extra ausgewiesen.
Selbst wenn z.B. in BaWü der Einzug in den Landtag nicht klappt: jeder Erfolg zählt und macht den Einzug in Bremen oder Berlin wahrscheinlicher.

Andererseits sehe ich in der aktuellen inneren Auseinandersetzung, dass wir möglicherweise wirklich noch nicht reif genug sind, im echten, täglichen, mühsamen parlamentarischen Betrieb Erfolge zu erzielen.
Denn das kann mit den bisher sichbaren Strategien der LF-Glaubenskrieger aller Konfessionen -- ich sehe die „muss jetzt sofort sein um jeden Preis“ und die „Datenschutz über alles, vor allem über Freiheit/Verantwortung“ und die „auf keinen Fall dürfen die da einen Erfolg vorweisen können“ Religionen -- nicht gelingen.
Wenn wir so im Parlament vorgehen, dann stinken wir ab wie die NPD, nur eben aus anderen Gründen; weniger wegen der individuellen Dummheit, die viele Rechte so auszeichnet, sondern wegen der kollektiven Dummheit, die wir aktuell an den Tag legen.
Ich will aber nicht in die Irrelevanz, auf die wir uns m.E. grad zubewegen. Lieber Frank Rieger, Du könntest völlig recht haben.

Sehr schade.
Ich glaube, ich falle grad zurück in den Piratenblues von vor zwei Wochen.
Oder sehe jetzt einfach nüchterner, dass wir eben noch nicht reif sind fürs Parlament und dass wir erstmal intern weiter üben müssen.
Ist das also Fluch oder Segen, dass wir uns erstmal weiter intern rumstreiten?

Oder sollten wir gefälligst mal anfangen, mit anderen zu streiten? Christopher hat in seiner Vorstellungsrede auf dem #bpt10 völlig richtig dargestellt: der politische Gegner ist da draussen, den sollten wir angehen.
Klaus Büchner legt Rollo dem Wikinger in den Mund „meine Mudda sagt, ich darf kämpfen, aber nur mit ein‘, den man essen kann“.
Rollos Mudda hatte Effizienz im Kopf.

Die Ex-Katze meiner Mutter oben auf dem Bild (Ex, weil sie eines Nachts von der üblichen Begehung des Reviers nicht zurückkehrte) war auch so effizient.
Rumspielen, Lichtreflexe oder Stubenfliegen jagen ist ja manchmal ganz nett, aber wirklich lohnen tut sich Aktivität nur, wenn dabei ne Maus, ein Maulwurf oder ne Jungratte rausspringt.
Ansonsten wurde Ruhe bewahrt.

Fini im Blumenkasten

Update: ich glaube, ich kotz gleich.
Welches mental verstorbene Individuum bezeichnet LiquidFeedback bitte öffentlich als „Entscheidungsfindungs-Software“?

Oh!
Sorry für das „mental verstorben“. Das ist zwar offenbar sachlich korrekt, aber könnte als beleidigend empfunden werden.
Aber jetzt wird mir klar, wo die Front eigentlich verläuft.

Die Ängste der LF-Gegner werden verständlicher.
Den von den LF-Protagonisten beschworenen deus ex machina fürchten die Gegner völlig zu Recht.
Wenn nicht einmal dem Vorstand klar ist, dass LF allerhöchstens ein Meinungsbild-Erfassungstool mit Hang zum Populismus ist und nicht zur Entscheidungsfindung dienen KANN, dann wird in der Tat einiges am Frontverlauf klarer.


Published

Category

Politik