in der Verwaltung

In der Berliner Verwaltung um genau zu sein.

Es ist offenkundig. Und wie weiland die DDR ist die Verwaltung dazu übergegangen, den Mangel zu verwalten. Und zwar höchst mangelhaft.

Ich wollte grad mein Motorrad abmelden - warum, dazu später mehr an dieser Stelle - und ging daher aufs Bürgeramt. Das Bürgeramt Friedrichshain-Kreuzberg in der Schlesischen Strasse nennt sich - so voll im modernen Trend, dass es mir echt peinlich ist - Bürgeramt 2.0 (Ausbildungsamt). Die Bezeichnung mit Versionsnummer soll wohl eine Modernität vortäuschen, die einfach nicht da ist. Und ich frage mich natürlich, warum das so ist und ob das sein muss.

Ich wurde dort abgewiesen - siehe weiter unten - und fuhr in die Frankfurter Alle ins dortige Bürgeramt. Hier habe ich dann nicht mal abgewartet, dass ich angewiesen würde: die Schlange an Wartenden reichte locker aus, sämtliche vorhandenen Beamten bis zum Feierabend voll auf Trab, wenn nicht gar im Galopp zu halten.

Im Bürgeramt 2.0 (Ausbildungsamt) dagegen: keine Schlange. Also jedenfalls nciht nennenswert: zwei, drei Leute vor mir, Wartezeit <5 Minuten.

Aber was nach diesen 5 Minuten geschah, das zeigt eben, wie höchst mangelhaft in Berlin der Mangel verwaltet wird.

Ich trug mein Anliegen „Motorrad abmelden“ vor und zeigte durch Hinlegen von Kennzeichenschild, Zulassungsbescheinigung Teile I und II sowie Personalausweis subtil an, dass ich gut präpariert war und der Verwaltungakt schnell über die Bühne würde gehen können. Vor Jahren an derselben Stelle hate ich mal ein Auto abgemeldet (meinen geliebten Golf) und das ging ratzfatz: Siegel vom Schild gekratzt, Notiz in die Zulassung und in den Computer was eingetippt - fertig. So etwas erzeugt natürlich eine Erwartungshaltung.

Heute jedoch bekam ich ausführlich erklärt, dass eben nicht genügend Personal da sei, dass man ja schon lange (quasi: schon immer, ich gewann den Eindruck, meine Erinnerung sei der Wirkung von Hallizinogenen erwachsen) nur für Bürger tätig würde, die einen Termin gemacht hätten und dass man mit eventuell, allerdings nicht garantiert, einen Termin im August (also in 7 Wochen!) geben könne, wo ich es nochmal probieren könne. Überhaupt wäre das in allen Bürgerämtern so und das wisse man schliesslich, das stünde ja überall dran. Dazu ein Blick irgendwie mitleidig, aber eben vor allem angewiedert - so sehen Greenpeace-Mitarbeiter vermutlich Schlachtabfälle aus der Jagdt auf Robbenbabys an.

In der Frankfurter Alle bekam ich ja zu sehen, dass obbenbar nicht alle Bürger darüber informiert sind, dass die Verwaltung nur noch auf Antrag in der Lage ist, Anträge entgegen zu nehmen.

Der Turbogag aber bleibt, dass die Erklärung, was ich zu tun hätte, das ich mein fahruntüchtig zertrümmertes Motorradwrack nicht mehr versteuern und versichern muss, länger gedauert hat, als der Akt der Abmeldung gedauert hätte.

Und nichts zeigt deutlicher, wie mangelhaft die Mangelverwaltung in Berlin eigentlich ist: das Verwalten des Mangels ist schon jetzt aufwändiger als die Behebung.

Und so macht eine Dame im Bürgeramt 2.0 schlagartig klar, warum Berlin eben auch nicht Flughafen kann.

UPDATE 30.6. Auch das LaBO, das zuständig ist, KFZ-Zulassungen zum Abenteuer zu machen, arbeitet inzwichen nur noch auf Termin - ausser für Kurzzeitkennzeichen und Ausserbetriebsetzungen: hier werden, sagt das Internet, Wartemarken ausgegeben.

Und zwar von einer Dame, die durch einen renitent-doofen Kunden, der leider vor mir in der schlage war, sichtlich genervt war. Die Dame gibt dann Daten in eine Programm-Maske ein, offenbar um mich in das Termin-Wartenummer-EDV-System zu verdaten. Danach druckt sie eine Wartenummer aus, stempelt diese, unterschreibt (wohl um Misbrauch auszuschliessen?) und schickt mich in dne Warteraum (!).

Wartezeit auf die Wartemarke: 40 Minuten. Wartezeit danach zur Abfertigung: 25 Minuten.

Boah, was müssn wir Deutschen reich sein, wenn wir uns so eine Verwaltung leisten können.


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Politik