LF und Konsequenzen

In der Liquid Feedback Session gab es ein paar sehr interessante Diskurse.

Im Kern steht die Frage, ob LF in der Bundespartei jetzt eingeführt werden sollte.
Genau jetzt, nicht später, nicht nie, jetzt.

Ich habe ein Grummeln im Bauch, irgendwie meckert der Perfektionist und Software-QA-Ingenieur in mir.
Und auch der deutsche Ingenieur: nach meiner Erfahrung hau‘n Amerikaner gene mal etwas auf dem Markt, das ich persönlich für komplett nicht ausgegoren halte und das ich so nie in den Verkauf gegeben hätte. „Das fixen wir später“ ist da eine beliebte Attitüde.

Und da ist das Problem: wenn man das tatsächlich später fixt, es verbessert, nicht daran klebt, dann kann man schon mal was raustun, was noch nicht komplett durchgegoren ist.
In meinem Job habe ich aber so verflucht oft die Erfahrung gemacht, dass mir ein Manager sagt „mach da Freigabe drauf, die Ecken und Kanten bügeln wir später aus“ - und dann passiert später eben genau gar nichts; irgendwas ist ja wieder wichtiger, irgendwas ist dringender als die offenen Löcher dichtzumachen.

Ich muss mich also entscheiden, ob ich einer Einführung von LF auf Bundesebene zum jetzigen Zeitpunkt zustimme.
Die Entscheidung ist klar und liegt auf der Hand: ja, absolut ja.

Um den Jubel oder Zorn etwas zu dämpfen: aaaaber: Wenn wir LF einführen, dann müssen wir einige Änderungen massiv angehen.
Ich will eben ein Benachrichtigungssystem, das mir bei jeder neuen Eilinitiative ich eine eMail bekomme. Zum Beispiel.
Wir werden diskutieren müssen, wie Stimmdelegationen gehandhabt werden, die über LV-Grenzen gehen und bei denen der Delegationsempfänger für ein LV-spezifisches Thema abstimmt: welches Stimmgewicht erhält er? Ich denke, das kann nur das Gewicht der Stimmen sein aus dem LV, in dessen Bereich die Abstimmung fällt.
Achtung: das sind grad ungeordnete Gedanken, kein fertiges Konzept.

Also: ich sehe da Baustellen und ich fürchte, dass einige dieser Baustellen an Gewicht und Schmerz gewinnen, wenn das System im Bund aktiv ist. Zumal es viel Widerstand an einigen Stellen gibt.

Aber mir ist eines klar: LF ist brauchbar.
Es liefert ein Bild der Meinung der Piraten.
Es kann einem Vorstand Feedback liefern.
Und dieses Feedback ist qualifiziert; das ist weit besser als das, was die aktuellen Kommunikationskanäle schaffen.

Meine Vision, LF als Vorläufer einer technisch-organisatorischen Basis für flexible Demokratie zu sehen, ist falsch. LF hat ein anderes Ziel, es ist kein Tool für Entscheidungen sondern für Meinungsbilder. Die Entscheidungen fällt der Vorstand und wird auch mit LF der Vorstand fällen.

Meine Vision, LF zu einem integrierten Kommunikationstool weiterzuentwickeln, das uns mittelfristig Wiki, Mailinglisten und Pads ersetzt, behalte ich aber und werde sie konkretisieren.
„Das fixen wir später“ gilt nicht, es gilt nur „wir tun was wir können, Qualität muss auch sein“.
Versprochen.


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