Themenmoleküle und Meme

Irgendwie komisch, wie sich manche Ideen in (m)einem Kopf bilden.
Spannend auch, das aufzudröseln.

Der Spruch „von Laien regiert“ geistert ja schon länger durch die Lande. In der Tat ist das so, denn jeder von uns ist Laie, wenn es um Politik geht.
Wie bitte? Aber wir haben doch Profi-Politiker!
In der Tat haben wir Profi-Politiker, in beiden Bedeutungen des Wortes „Profi“: zunächsteinmal heisst „professionell“ arbeiten einfach nur „gegen Geld“ (oder andere Gegenleistung) arbeiten. Das muss nicht besonders gut sein - auch wenn Leute, die viel Übung haben eine Sache idR. bsser machen als Anfänger - sondern eben nur „gegen Bezahlung“.
Aber die andere Bedeutung ist eben die, dass ein Profi mit einer Ausbildung plus Bezahlung meisst bessere Qualität oder Leistung liefert als ein Laie. Am Beispiel Berufsmusiker in der klassischen Musik wird das besonders deutlich.

Wir haben also Profi-Politiker.
Menschen, die Zeit ihres Lebens nichts anderes gemacht haben.
Und hier wird die Grenze zwischen Profi und Fachidiot schon recht dünn.

Die Frage ist, ob wir von Profis regiert werden wollen.
Der Bundestag soll alle Deutschen repräsentieren. Könnte er das leisten, wäre er aus Personen zusammengesetzt, die nichts anderes gelernt oder gemacht haben als Politik?

Ich denke: nein. Ich denke, dass wir in der Tat von Menschen regiert werden wollen, die eine Lebenserfahrung haben zu der Berufserfahrung ausserhalb der Politik gehört.
Und übrigens auch ausserhalb der Verwaltung - jedenfalls sollten die Beamten im Parlament nicht stärker repräsentiert sein als in der Gesamtgesellschaft.

Aber in der Tat wollen wir nicht von inkompetenten Personen regiert werden.
Dann hätten wir auch gleich beim Feudalsystem der Kaiserzeit bleiben können (Kaiser und Könige sind übrigens gute Beispiele für Profi-Politiker: die lernen schon von Kindesbeinen an wenig bis nichts anderes).
Und auf den Kompetenzlevel spielt ja das „von Laien regiert“ wohl an.

Jetzt steht auch noch „von von der Leyen repräsentiert“ als neuer Spruch an (danke für den Tweet, der den Satz enthielt). Jedenfalls könnte es so kommen.
Und viele Piraten kräuseln sich bei dem Gedanken die Haare, die wir uns nicht schon ausgerauft haben angesichts des letzten Jahres.
Rekordverdächtig schnelle Abkehr von Wahlversprechen: noch in der Wahlnacht werden erste Worte gebrochen.
Piraten tagen und diskutieren am liebsten auf der dritten Meta-Ebene: das Verfahren zur Festlegung eines Vorschlages für eine Tagesordnung wird gefühlt heftiger diskutiert als Sachfragen.
Für einen mittelmässigen Song und die niedliche One-Hit-Wonder-Hupfdohle, die ihn vorträgt, gehen tausende auf die Strasse. Für Demokratie, Grundrechte, eine transparente und ehrliche Politik gefühlt nur ein paar Dutzend.

Würde eine Bundespräsidentin Ursula von der Leyen daran etwas verändern?
Ich denke ja, denn damit wäre schon sehr bald dem Volke klar, dass die Volkspartei CDU eben doch nur ein Kanzlerwahlverein sein will und kann und dass echte Politik woanders gemacht werden muss.

Die Piraten sind eine reine Klientel-Partei, das pfeift jeder Spatz von seinem Sitzplatz unter der Dachrinne (wer würde bei dem Wetter schon auf dem Dach sitzen wollen?).
Die Piraten sind die Klientel-Partei der Internet-Nutzer, klarer Fall.
Bei 38 Millionen DSL-Anschlüssen in Deutschland kann man sich vorstellen, wie gross diese Klientel ungefähr ist.

Die Piraten sind also schon jetzt eine Volkspartei und Luebberdings Analyse, wann die Volkspartei CDU erfolgreich war und wann sie versagt hat, ist zuzustimmen.

Aus Fehlern lernt man.
Die Kunst ist, nicht nur die eigenen Fehler zu verwenden.
Also Piraten, lasst uns vom Blick auf die alten Parteien lernen und daraus herleiten, wie man eine basisdemokratische Volkspartei sein kann.
Unsere Klientel hat keine andere Chance, will sie auch in zehn Jahren noch demokratisch leben.


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Politik

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