Wie sich Glaube wandelt

Wir Christen - also Ungläubigen nach der Diktion einer anderen Weltreligion - kennen das ja, wie Glaube missbraucht, umgedeutet und dem Wandel der Zeit unterworfen wird.
Da sind doch tatsächlich mordende, brandschatzende und vergewaltigende Horden durch ganz Europa in die Gegend, die wir heute „Naher Osten“ nennen, gezogen und haben wirklich geglaubt, dass sie diese Gottlosigkeit für Gott verüben.

Mohamed hat sehr gut erkannt, dass die Deutungshoheit über den Inhalt der Schriften auch daran hängt, wer sie übersetzt: dabei verändern sich die Bedeutungen ganz automatisch.
Das griechiche λογος zum Beispiel hat die Bedeutung von „Sinn“ im Sinne von „sinntragendes Wort“ oder „bedeutungstragendes Wort“. Luther übersetzt mit „Wort“ und schon war am Anfang nicht mehr der Geist/der Sinn sondern das gesprochene Wort.

Solcherlei Umdeutungen soll das Übersetzungsverbot des Koran wohl vermeiden.
Was schade ist: ich kann kein Arabisch.

Der Koran ist aber mindestens einmal übersetzt worden: von der arabischen Konsonantenschrift ins heutige arabische Schriftsystem mit der sog. Interpunktion, den Zeichen über und unter der Schriftzeile, die uns lateinschreibende an Kommata oder Punkte erinnern.
Ursprünglich schrieb man arabisch nur mit Konsonanten, die Vokale dachte man sich beim Lesen dazu. Die Interpunktion stellt dann die Vokale dar. Dass man diese zwischen die Zeilen schreibt hat den Vorteil, dass alte Texte problemlos ein Upgrade auf „mit Vokalen“ bekommen konnten.
Soweit mir bekannt wurde zu Mohammeds Zeit noch ohne Vokale/Interpunktion geschrieben.
Der genaue Wortlaut ist also erst später eindeutig festgelegt worden.

Aber interessanter sind andere Vorschriften aus dem Islam, die Deutungen erfahren, die sie nicht haben sollten.

Stellen wir uns eine Gesellschaft vor, die von der Vendatta zwischen Familienclans geprägt und dominiert ist.
Da müssen wir gar nicht so weit schauen, räumlich oder zeitlich.
„Habsburger“ oder „Hohenzollern“ sind Familien-Clan-Bezeichnungen - und zwar von Familien, die sich auch gerne mal gekloppt haben.
Im südlichen Italien, im nördlichen Irland und in Albanien treffen wir bis heute Blutfehde-Strukturen recht verbreitet an.

Nun stelle man sich das in der Zeit Mohammeds in Arabien vor.
Die Wüstengegend erzwingt den täglichen Einkauf auf dem Markt, ihre Kargheit erzwingt Handel um alle ausreichend mit dem nötigsten zu versorgen.
Man trifft sich also täglich auf dem Marktplatz - wohlgemerkt verfeindete Familien die in einer eskalierenden Rachespirale gefangen sind.

Wenn nun alle uniformiert bis zur Unkenntlichkeit wären, dann hätte ein Heckenschütze, der Rache für einen Racheakt der einen Racheakt rächte, üben will, kein verwertbares Ziel.
Nur der Nahkampf wäre möglich.
Wenn also nun jeder, der Einkäufe (Lasten) trüge einen Bodyguard dabei hätte, wäre ein Nahkampfangriff praktisch Selbstmord.
Der Bodyguard müsste natürlich unbestechlich sein, absolut vertrauenswürdig und bereit, sein Leben einzusetzen.

Genau das ist vorgeschrieben:

  • die Frau muss bis zur Unkenntlichkeit der Person uniformiert sein; kein Haar darf die Farbe erkennen lassen, äusserste Kleidungsschicht bei allen genau gleich, Gesicht verhüllt
  • sie muss die Lasten tragen, ihr Begleiter hat so die Hände frei für den Griff zu Dolch und Schwert
  • sie muss Abstand halten von ihrem Begleiter, damit nicht erkennbar ist, wer hier wen beschützt und sie so doch wieder zum Ziel für Heckenschützen wird („3 Schritte“, „wie zufällig“)
  • als Begleiter sind nur Vater, Bruder und Ehemann zugelassen: unwahrscheinlich, dass die sich bestechen lassen, hochmotiviert bis zur Selbstaufgabe bei der Verteidigung

So gesehen ergeben diese Regeln einen einfachen, militärischen Sinn und sie helfen, eine Rachespirale zu durchbrechen (Jesus Verbot jeglicher Rache, das ja auch für Muslime gilt, hat das offenbar nicht geschafft. Bis heute.) und so die Situation der Blutrache zu entschärfen.
Diese Regeln schützen auch in der Tat Frauen vor Angriffen (von Heckenschützen, wie oben skizziert).

Wie daraus dann aber ein Schutz vor sexuellen Übergriffen werden konnte ist mir schleierhaft und undeutlich.
Muss mir bei Gelegenheit einmal jemand erklären.

Aber das Kopftuch - ein aus dieser Zeit übrig gebliebenes Symbol - ist für mich immer ein Symbol, ein Mahnmal gegen Blutrache und gegen Angriffe gegen Hilflose.
Nicht, dass Frauen von Natur aus hilflos wären, aber in einigen Gesellschaften (ausser bei den legendären Amazonen vielleicht) wurden sie dazu erzogen, dazu gemacht - was falsch ist und überwunden werden muss.
Aber für Feiglinge waren sie daher beliebtes Ziel.
Daran gemahnt auch heute noch das Kopftuch der Muslima.

Aber an Unterdrückung?


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