Junge Piraten auf dem Camp 2010

Beim Jupi Camp

Bin gestern eingetroffen und habe grad einen schönen Test hinter mir: im Auto übernachten.
Ich vermute, dass das im Wahlkampf nächstes Jahr gelegentlich notwendig werden könnte, insofern war der Test gar nicht falsch. Leider ist das Auto - bzw. die Ladefläche - die kritischen paar Zentimeter zu kurz.

Aber spannend ist das JuPi Camp schon: die Truppe hier ist im Prinzip genauso chaotisch wie die Piraten selber.
Nur ist irgendwie der Grundton der Diskussionen und Streitgespräche anders.
Besser.

Es ist erstmal nicht so sehr leicht zu fassen, was da eigentlich besser ist.
Vielleicht ist es einfach nur der Respekt vor dem Alter, der mir entgegengebracht wird. Das Jungvolk nimmt auf den Dicken Alten Mann wohl Rücksicht.

Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich hier einfach nur Urlaub mache: nicht in Orga involviert, nicht verantwortlich für Screwups, die auch hier passieren.
Aber das wird alles erheblich lockerer gesehen als anderswo in Piratenland.
Selbst der Typ, der gestern noch total über das Camp meckerte, übers Essen, über die Orga, über die Regeln, über alle Teilnehmer - der Mensch fragte eine der hübschen jungen Frauen hier doch tatsächlich, ob sie nicht auf richtige Männer stünde sondern auf so Nerds, man stelle sich das bildlich vor: auf einem Nerd-Camp so eine Frage... - also, selbst dieser Typ ist heute noch hier und nicht einfach nach Hause gefahren. Obwohl er doch nach dem gestrigen Abend meinte, dass er nach dem Camp erstmal 5 Tage Rekonvaleszenz bräuchte.
Er ist noch hier, ich bin noch hier und er wird heute wieder über das Essen (Haferbrei ist bei den Köchen sehr beliebt, in der Variante mit Soja-Milch angerührt akzeptieren das auch die anwesenden Veganer, daneben ist er billig und macht satt) meckern. Und wird morgen wohl wieder da sein.

Denn an sich ist das hier alles total fun.
Die Sonne spielt nicht die ganze Zeit mit - immer mal wieder schiebt sich eine Wolke dazwischen - aber es ist trocken, die Landluft nicht übermässig gedüngt und es findet tatsächlich die Arbeit statt, die die Piraten an sich grad leisten müssten.
Diese Arbeit ist sehr simpel: man trifft sich IN REAL LIFE.
Computer sind erlaubt, sind ubiquitär und werden benutzt. Ein Beamer projiziert auf ein Laken an der Scheunentür und ermöglichst so den Vortragenden in den Workshops den zeitgemässen Stil.

Aber alle sind real hier. Nicht nur über Computertastaturen, nicht nur per Telefon, einfach real. Mit Leben.
Und man kann sich einfach unterhalten, kann sich streiten und kann sich dabei sogar einig werden, dass man sich nicht einig ist.

Genau das ist wohl das, was mich hier grad wieder aufbaut: der Grundton dieses Camp ist nicht aggressiv.
Liegt wohl daran, dass das Jungvolk (noch?) nicht karrieregeil ist wie Sau sondern einfach nur gemeinsam etwas tun will.

Aber der Grundton ist der von Respekt.
Andere dürfen auch machen und dürfen eine eigene Meinung haben und äussern.
Die JuPis leben hier - und grad im Kontrast zu den Piraten im aktuellen Zerfallszustand der Partei fällt das massiv auf - das vor, was das Grundgesetz vorschreibt: jeder darf [...] frei äussern [...].
Das ist hier tatsächlich so.

Das geht.
Und niemand muss der Mund verboten werden („plonked“), weil er eine Meinung hat, die meiner entgegensteht.

Es sind nur zwei Tage Urlaub - ein langes Wochenende. Ich muss am Montag wieder im Büro sein und einen kleinen Vortrag über Leiterplattenfertigung halten. Mal sehen, ob ich den noch vorbereitet bekomme.
Ich glaub, den halte ich einfach aus dem Stehgreif. Hier ist grad wieder Sonne und da leg ich mich mal rein.


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