Worte mal auf die Schnelle

conservare lat: bewahren.
Lehnwort davon: konservativ.
Was allerdings Abbau von demokratischen Rechten, Verflachung der Politik zur Ultra-Dünnschicht und Ausverkauf der Menschenwürde an Wirtschaftsinteressen mit „bewahren“ zu tun hat, bleibt Geheimnis der „konservativen“ Parteien.

progredi, lat: voranschreiten.
Lehnwort: progressiv.
Das sind Leute, die nach vorn schauen und das gestalten, was in der Zukunft liegt.
Was ständiges Gejammer über verschüttete Milch und ständiges Leben in rosarot verklärter Vergangenheit gewisser „linker“ damit zu tun hat, bleibt ein Geheimnis.

Der christliche Grundwert schlechthin: Feindesliebe. Das ist die Essenz, auf die man - bei gewissen Verlusten - Christi Lehre eindampfen kann.
Ein Teil davon ist der komplette Verzicht auf Rache: die Obergrenze für Rache des alten Testaments (Rache/Strafe darf nicht schlimmer sein als die Tat selbst) war nach Jesus zu viel.
Der am meisten fehlinterpretierte Satz des AT scheint mir genau diese Obergrenze zu sein: Aug‘ um Auge, Zahn um Zahn wird ja im Bible Belt inzwischen als Mindestrache angesehen.
Jesus senkt die Obergrenze auf Null. Nullkommagarnix.

Was „Mehr Strafe verhindert Straftaten“ mit „christlich“ zu tun hat, bleibt Geheimnis der C-Parteien. Auf ewig.

Die Piraten sehe ich als progressive Partei: wir gestalten nach vorn, jammern nicht über vergangenes rum und sehen die Chance in der neuen Revolution, die wir grad erleben (nach Werkzeuggebrauch, Zähmung des Feuers und Industrialisierung sind wir grad in der nächsten Revolution).

Die Piraten sind aber auch extrem konservativ: sie wollen das Grundgesetz erhalten, nicht durch eine auf Bürokratie und feudalistischen Gedanken basierende Kasperle-Version der Demokratie ersetzt sehen, wie die „bürgerlichen“ sie zusammenbasteln.

Die Form des konstruktiven Bewahrens steht im Gegensatz zu hirnlosem Festhalten an allem, was mal war.
Die Erkenntnis πανθα ρει (sorry, zu faul für die korrekten Akzente), griechisch „alles fliesst“ oder „alles ist im Fluss“ is ja nicht ganz neu.
Diese Bewegung anzuerkennen und sich nicht betonköpfig jeder Veränderung in den Weg zu stellen, gleichzeitig aber nicht alle Werte der Beliebigkeit anheimstellen - das sehe ich als konservativ.

Leider ist die konservativste Partei, die es in Deutschland je gab, kein gutes Vorbild. Die SED ist weg - und das ist gut so.
Die war in der Tat sehr betonkonservativ (jede Veränderung war verboten, der Trabant-Nachfolger produktionsreif und nie gebaut) und gleichzeitig links. Kein Gegensatz.

Piraten sind nicht „rechts“ oder „links“, sie sind eben einfach vorn.


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Politik